I cleaned out my wardrobe

Today, I cleaned out my wardrobe

03.06.2020

Wohin mit der Kunst im Zeitalter der Krise?

Von Aileen Treusch (Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin & Soziologin)

„Nachts im Museum“ bleibt in diesem Jahr ein TV-Blockbuster, denn das gleichnamige bewährte Programm aus dem Kulturmarketing von Städten und Institutionen muss angesichts der unsichtbaren Bedrohung ausfallen. Was also tun in dieser Übergangszeit, in der wir nicht nur unsere Haltung, sondern auch unser Handeln hinterfragen müssen? Was brauchen wir zum Leben, was ist überflüssig? Insbesondere die oftmals vermeintlich mit dem Laster des Luxus behaftete Kunst- und Kulturproduktion hat es schwer, sich einen digitalanalogen Weg durch die Krise zu bahnen.

Einige von uns haben diesen Moment genutzt, um aufzuräumen, alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen und neue zu etablieren. Die digitale Plattform, zugleich Intervention im öffentlichen Raum „I cleaned out my wardrobe“ ist ein Appell an uns alle zu mehr Achtsamkeit und Toleranz gegenüber einem der „kostbarsten, dennoch oft vernachlässigten Menschenrechte: die Freiheit, uns selbst und unsere Städte immer wieder neu zu erschaffen“, wie es der Humangeograph und Sozialtheoretiker David Harvey beschrieben hat. Die Krise hat Kunst- und Kulturschaffende ein Stück von Ihrem Zwang befreit, im Dienst der Institution zu stehen und zu handeln. In unsicheren Zeiten mit offenem Ausgang tun wir gut daran, künstlerische Praxis als „ungerichtete Forschung“ zu betrachten, die Gedankenspiele und Experimente produziert. Dabei sollten wir auch die Erwartungshaltung aufgeben, dass die Kunst auf Probleme hinweist und sie gleichzeitig lösen kann.

Wie alles begann.

 

In der Werkserie „Clothies“ gestaltet Toni Meyer Kleiderskulpturen an Menschen: „Sie wirken wie ein Störfaktor und erscheinen dennoch vertraut – wie ein alter Bekannter – vielleicht kennen wir sie vom Blick in den Kleiderschrank“ erzählt die Künstlerin. Tatsächlich schaffen die „Real-Life-Sculptures“ beim Betrachten ein Bewusstsein für die Überflussgesellschaft und evozieren gleichermaßen einen Denkanstoß für das eigene Handlungsprinzip und Konsumverhalten. Sie konfrontieren den Betrachter mit einem ungewöhnlichen Anblick, der doch klar zu fassen ist: Ein Mensch hat sich zu viel angezogen. Anlässlich der Nacht der Museen in Frankfurt am Main, bei der sich das ganze Flussufer zu einem Strom von Eindrücken verwandelt und zahlreiche Besucher angelockt werden, planten wir einen Auftritt der Clothies in Kooperation mit weiteren Institutionen und Frankfurter Akteuren. Die Ausstellung „Making Crises Visible“ am Senckenberg Museum diente hierbei als Keimzelle und Vermittlungszentrale dieser künstlerisch inszenierten „Klamotten-Krise“, denn Ausstellungen und Kulturveranstaltungen sind „soziale Treffpunkte, Lernorte und Fabriken des kulturellen Erbes“, wie es der ehemalige Frankfurter Museumsdirektor Max Hollein stets betont. Sie sind Orte, die Anlass für Diskussionen und Wissensaustausch bieten. Neben zahlreichen Perspektiven auf die „Krisen des Planeten“ schafft die Kunst von Toni Meyer ein Vehikel, das eine Einheit von Ästhetik und Ethik zu veranschaulichen vermag und gleichermaßen zur Debatte stellt. Der Verortung von Mode und Konsum als Abbild gesellschaftlicher Zustände und der Inszenierung von „Fast Fashion“ sowie „Trends“ kommt dabei eine besondere Aufmerksamkeit zu. Auch in Frankfurt weiß man um die Ausdruckskraft der Mode, die nicht nur das Bestreben und die Prioritäten einer Kultur reflektiert, sondern gleichzeitig Ausdruck von Errungenschaften aber auch Missständen ist. Die Überflusswesen von Toni Meyer zeigen eine ungewöhnliche Symbiose von Kunst und Mode. Sie offenbaren die gegenwärtige Sehnsucht nach einem minimalistischen und zugleich einfacheren Leben, die unter anderem in einer Ohnmacht gegenüber den „Dingen“ aber auch den zu treffenden „Entscheidungen“ begründet liegt. Das „zu viel haben“ und „zu viel haben wollen“ ist zu einem Luxusproblem in einer von Massenproduktion und -konsum geprägten, globalisierten Welt geworden.

Die Modeindustrie belastet die Umwelt enorm und die großen Akteure versuchen durch Nachhaltigkeitsbemühungen Zeichen zu setzen. Dem entgegen steht der zu beobachtende Konsumrausch, der durch Kult-Events wie den „Black Friday“ und den Hype um Marken immer wieder entfacht wird. Durch die künstliche Verknappung wird die Begierde der weltweiten Käufer zusätzlich befeuert; dabei wirken die drei Säulen der Fashion-Industrie (Produktion, Handel und Kritik) erfolgreich zusammen. So hat beispielsweise der Turnschuh in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden gesellschaftlichen gleichwohl wirtschaftlichen Aufstieg hingelegt: Der Markt hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Nike allein verzeichnete 2019 einen Umsatz von 22 Mrd. Euro – nur durch den Verkauf von Sportschuhen. Für April 2020 plante Adidas die Verlagerung der vielversprechenden Produktionsstätte von Schuhsohlen in Deutschland zurück nach Asien. Die Distanz zu den stärksten Absatzmärkten belastet nicht nur die Umwelt, sondern befördert ebenso zweifelhafte Produktionsverhältnisse. Die Kleiderskulpturen „North, Blue und Vains“ von Toni Meyer kümmert das wenig. Sie manifestieren durch das übermäßige Tragen von Jeans, Daunenjacken und Sportmarken einen Moment des Überflusses und zeigen dabei eine gewisse Stilkonsistenz und Gleichförmigkeit der Ware auf.

 

Bereits vor ihrem Streifzug durch die Stadt werden die Überflusswesen der Künstlerin von einem plötzlich spür- und sichtbaren Phänomen getroffen und drohen vollständig im Ereignishorizont einer neu aufflammenden Krise zu verschwinden. Die Corona-Krise verändert die Welt, scheint alle Parallelkrisen in sich aufzunehmen oder verbannt sie in die zweite Reihe auf dem Krisenradar. Zunächst verschwinden die unmittelbaren Wirkungsflächen des geplanten Projektes sowie der damit verbundene kulturelle und temporäre Rahmen. Es stellt sich die Frage, wie und ob die geplante Intervention eine angemessene Analogie in der digitalen Welt finden kann. Wenn Institutionen geschlossen sind und der urbane Raum nicht mehr vordergründig der Versammlung von Menschen dient und zum Entdecken und Verweilen aufrufen kann, verschwinden dann auch die soziokulturellen Handlungen und Interaktionen von Künstlern und Kreativen im Äther der Krisenauswirkung?

 

Im schmerzlichen Bewusstsein darüber, dass die bloße Digitalisierung der aufwändig produzierten Skulpturen mit einem gravierenden Verlust des Erfahrungswertes einhergehen würde, befreiten wir die Kreaturen von der Last, durch ihren Auftritt zu einer Eventisierung und Kommerzialisierung von Stadt – wenngleich ungewollt –beizutragen. Es ist nichts falsch daran, Kunst und Kommerz stellenweise miteinander zu verbinden, um Ausdrucksflächen für Künstler und Kreative zu schaffen. Es braucht jedoch Strukturen, die das subtile Experiment ermöglichen und der Kunst ihre Freiheit lassen, um ihrer selbst Willen zu existieren, ohne dabei das Publikum und die Reichweite im Blick zu haben.

 

Auf ihren darauffolgenden Streifzügen durch die Münchner Einkaufsstraßen und Erholungsräume, nutzen die „Clothies“ den urbanen Raum als Laufsteg und öffentliche Bühne und schaffen einen erweiterten Diskussions- und Erfahrungsraum. Sie warten an Ampeln, gehen alltäglichen Erledigungen nach und tauchen in das Stadtgemenge ein. Sie werden beobachtet und übersehen, Interaktionen mit Passanten erfolgen spontan und freiwillig. Ihre Botschaft übermittelt sich subtil und der unerwarteten Begegnung mit ihnen steht die ursprüngliche Inszenierung vor einem Massenpublikum entgegen.

 

Kunst und Kultur im öffentlichen Raum erfordern die Bereitschaft sich mit Ungewohntem auseinanderzusetzen oder dieses zumindest zu respektieren. In den weltweit zahlreichen Vandalismus-Fällen drückt sich die Ignoranz gegenüber dem Fremdartigen, der Drang zum Urteilen und der Anspruch auf Gestaltungshoheit aus. Das überrascht immer wieder, denn die Idee von einer Kunst, die jedem gleichermaßen recht ist und gefallen muss entstammt vermeintlich längst vergangenen Zeiten. Die absurden Stadtrundgänge der Kleiderhaufen stehen für einen Moment der Freiheit in einem zunehmend kontrollierten und strukturierten urbanen Raum.

 

Über die digitale Plattform „I cleaned out my wardrobe“ werden die flüchtigen Begegnungen und Streifzüge der „Clothies“ gesammelt. Manchmal heimlich, manchmal proaktiv, dokumentiert und inszeniert die Künstlerin eine Produktions- und Konsumeuphorie. Neben Video- und Fotoaufnahmen gibt sie durch Textbeiträge Auskunft über eine imaginierte Persönlichkeit der einzelnen Charaktere. Ähnlich der Angaben in naturhistorischen Schaumuseen verweist sie auf „Habits & Habitats“. Die damit verbundenen ökologischen und humanitären Kosten der (billigen) Produktion werden ebenfalls zu einem lesbaren Thema und verschiedene Eindrücke einer vom Konsum geprägten Gesellschaft verschmelzen zu einer digitalen Collage. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf allgegenwärtige Alltagsgegenstände. Während eine vermeintlich klare Unterscheidung zwischen Kunstobjekt und soziokulturellem Umfeld zunehmend diffus wird, zeigt sich deutlich eine unaufhörliche Interaktion. Die erfassten Materialien und Oberflächenphänomene der Objekte stimulieren beim Betrachter unterschiedliche Emotionen und Assoziationen, sie ermöglichen Ablehnung und Identifizierung: Schutz- und Funktionsprodukte erscheinen unnötig und überflüssig, bunte und grelle Kompositionen kontrastieren mit diskreten und unauffälligen Strukturen. Die Aufnahmen zeigen darüber die Vielschichtigkeit des öffentlichen Raums als soziale und politische Begegnungsfläche, als Ort kultureller Erinnerung und Experimentierfeld neuer kultureller Selbstbestätigung, Erholungs- und Naturraum sowie Verkehrs- und Mobilitätsraum auf.

 

Insbesondere das Medium der Fotografie wird oft als Verdichtung und Verschärfung der Realität wahrgenommen, denn sie liefert tatsächlich kleine Fragmente dieser unvollkommenen Welt. In ihren Arbeiten nutzt Toni Meyer vorrangig den fotografischen Apparat und überlagert akkurat eingefangene Wirklichkeiten, die erst auf den zweiten Blick voneinander zu trennen sind. Dabei konfrontiert sie den Betrachter mit dem eigenen, teils schnelllebigen Bildkonsumverhalten und stellt ihn auf die Probe. Ausgangspunkt Ihrer Fotografie ist meist der Mensch und seine gebaute sowie natürliche Umwelt. In ihrer 2017 begonnenen „City Serie“ portraitiert sie Großstädte wie São Paulo, Tokio, London oder Athen mithilfe von fotografischen Collagen. Die zunehmend prozessuale Arbeitsweise schließt neben der Fotografie nun auch den Film mit ein. In der neuen Werkserie werden erstmals Fotografie, Video und Performance überlagert.

Trotz seiner „Weltoffenheit“ erscheint der Mensch hier in Anlehnung an Arnold Gehlen als „Mängelwesen“. Ohne allzu mahnende Geste erfolgt der Verweis auf die Allmendeklemme und die zugrundeliegende Konsumethik und Konsumästhetik. Es wird deutlich, in welchem Dilemma wir heute stecken: Unser Verhalten hinterlässt auf dem Planeten einen wahrnehmbaren Fußabdruck, der sich in unserer natürlichen Umgebung durch Reduktion der Artenvielfalt und Biodiversität sowie durch denimawandel bemerkbar macht. Dies wiederum führt zu einer in der nahen Zukunft liegenden Last, die insbesondere die junge Generation zu tragen haben wird. Ein Großteil der Modebranche setzt nach wie vor auf günstige und zweifelhafte Produktionsverhältnisse. Seit Anfang Mai ist das neue Shoppingkonzept „Afound“ der H&M-Gruppe auch in Deutschland online. Für die Betreiber stehter Nachhaltigkeitsgedanke im Fokus, denn hier wird nur Rest- oder Überschussware zu Schnäppchenpreisen angeboten. Der auffällig schlichte, fast schon abwesende Gestaltungsanspruch der Seite soll jedoch vor allem zum Kauf anregen, lokale und kleine Hersteller können bei dieser Preispolitik nicht mithalten.

 

„I cleaned out my wardrobe“ lädt dazu ein, über Gewohnheiten nachzudenken und inszeniert Denkanstöße für das eigene Handlungsprinzip. Was brauchen wir für das Leben, was ist überflüssig? Dabei sind Aufnahmen entstanden, die sich neben einer alltäglich sichtbaren Konsumkrise auch mit dem temporären „Verlust des öffentlichen Raumes“ auseinandersetzen. Während der Streifzüge durch die Stadt bleiben plötzlich Straßen und Platzanlagen leer. Das Daunenwesen „North“ steht nahezu alleine auf weiter Flur, nur wenige Passanten kreuzen seinen Weg. Die Corona-Pandemie entwickelt sich über den Zeitraum der Interventionen zu einer schweren, zugleich wichtigen und längst überfälligen „Krise des öffentlichen Raums“. Sie hat ein stärkeres Bewusstsein dafür geschaffen, dass der öffentliche Raum kein Restraum ist, sondern ein zentraler Bestandteil urbanen Zusammenlebens. Neben der „Leere“ schreibt sich ein bis dahin in dieser Form unbekanntes und neues Massenprodukt in die Bilderwelt von Toni Meyer ein. Die Gesichtsmaske prägt zunehmend das Bild des öffentlichen Lebens und so begegnet sie auch „Vains“ während sie vor einem kleinen Lebensmittelgeschäft posiert. Das Phänomen der Selbstinszenierung und –darstellung mittels käuflicher Objekte lässt sich sehr prägnant an nur diesem einen Produkt ablesen. Das bereits in den 50er Jahren durch den Soziologen Erving Goffman beschriebene „impression management“ lässt sich durch die Kunst von Toni Meyer ebenso beobachten. Welche Farben und Gegenstände, welche Haare und Frisuren, welche Kleidung und Art zu gehen prägen das äußere Erscheinungsbild? „Menschen sind wie Skulpturen, die vom Leben geprägt sind, sich aber auch selbst formen und Gestalt annehmen“, bemerkt die Künstlerin.

 

Die entwickelte Plattform setzt der eindimensionalen Betrachtung von digitalem und analogem Raum und ihrer wirtschaftlichen Verwertbarkeit etwas entgegen: das Anliegen, dass diese Räume viele Bedeutungen und Funktionen haben können und auch haben müssen. Sie bietet einen Rahmen für künstlerische Forschung und Praxis, eröffnet Diskussionen und ermöglicht Experimente, die eine Vernetzung von Kunst und soziokulturellem Umfeld untersuchen. Es ist ein kleiner Beitrag im Versuch den digitaleaum zu demokratisieren und dabei neue Architekturen des Digitalen zu schaffen. Die Bedeutsamkeit des physischen Raums bleibt davon unberührt, denn der neu entstehende digitale Raum versucht diesen nicht zu ersetzen. Ohnehin ist es ein weit verbreitetes Missverständnis, die zunehmende Digitalisierung der Welt mit der gesteigerten Nutzung digitaler Endgeräte gleichzusetzen und ihren Nutzen darüber zu definieren, analoge Strukturen und Informationen zu spiegeln. Vielmehr sollten wir uns bemühen, die „Logik des Digitalen“ zu analysieren, um diese noch besser verstehen und anwenden zu können. Wer sich nun an der übermäßigen Bilderflut im Netzt stört argumentiert letztendlich aus der Perspektive der Elite. Das jedoch ist unmoralisch, denn es vergönnt dem Gegenüber das Anliegen sich selbst darzustellen und bringt die Faulheit einer Szene zum Ausdruck, sich der Herausforderung und Arbeit zu stellen, neu entstehendes zu erforschen und zu akzeptieren. Welche Evolutionslinie wollen wir befördern? Welche Achtsamkeit gilt dabei der ungerichteten Kunst- und Kulturproduktion? Das Projekt bindet das kreative und kulturelle Kapital vieler Beteiligten – darunter die Künstlerin, die Initiatoren, die Performer, die Macher von „Making Crises Visible“, auch der Beobachter lässt sich dazu zählen – und verstreut dies wie Samen über Stadtlandschaften in der Hoffnung, eine ablesbare „Kultiviertheit“ unserer Gesellschaft zu bewahren.

Making Crises Wearable

Making Crises wearable

01.04.2019

80% of plastic in the oceans is washed in by rivers from Asia. This is a global crisis that needs to be solved locally. The students of the fashion department of the Shanghai Institute of Visual Arts designed garments, that could change the nation’s perspective on plastic. 

We’re facing a plastic waste crisis. And while in Europa laws against single use items made out of plastic have been put into place, China is still struggling to face this crisis.

In 2015, more than 6.9 billion tons of plastic waste have been produced worldwide. Only 9% were recycled. Plastic production has skyrocketed since the 1950s while recycling is globally still in its infancy. China is responsible for most of the plastic waste that finds its way in to the oceans. But this is only half the truth. Until recently China has been the biggest importer of plastic waste. The United States, the U.K., MexicoJapan and Germany were among the biggest plastic waste exporters to China. 72% of the world’s plastic waste were eventually shipped to Hong Kong to be poorly managed by China. But since 2018 China has banned the import of 24 types of plastic waste. 

There is still a long way to go. That’s why the students of the fashion department of the Shanghai Institute of Visual Arts designed garments and objects made out of plastic to shift the perspective on this material.  

Plastic can be beautiful, plastic can be dangerous and we have to re-evaluate how we value this omnipresent material. 

Plastic is part of our life and can be a very useful product. It has immense longevity and is very durable. That’s why it is also so problematic. 

Like with every other crisis, there is a huge potential for crative transformations if we are willing to shift our perspective on plastic and deal with this material in a sustainable manner.

Prof. Klaus Hesse und Felix Kosok together with students at the Workshop in Shanghai

Money Food

Money Food

02.03.2019

Weizen ist das wichtigste Getreide für die Ernährung der Menschheit. Konflikte entstehen aus Ressourcenknappheit und Ressourcenknappheit erzeugt wiederum Konflikte. Der Berliner Künstler Ollanski setzt sich in seinen Objekten mit dem Preis unserer Lebensmittel auseinander.

Trailer

Trailer

01.01.2019

Zusammenfassung des Kick-Off Workshops an der HfG Offenbach im Oktober 2018. 

Ausstellung in Berlin

Ausstellung in Berlin

13.12.2018

Auf dem Jahreskongress des Leibniz-Forschungsverbundes am 12. und 13. Dezember 2018 in Berlin wurden erste Ideenskizzen sowie Gedankenexperimente aus dem laufenden Gestaltungsprozess der Studierenden der HfG Offenbach präsentiert. Diese ersten Arbeiten präsentieren bereits die Bandbreite der künstlerischen und gestalterischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Krise.

Wissenschaft ist relevant für die Gesellschaft, aber für ein breites Publikum häufig wenig anschaulich und schwer zu verstehen. Gemeinsam mit jungen Künstler_innen und Gestalter_innen möchten die Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Forschungsverbunds »Krisen einer globalisierten Welt« in einen Dialog mit der Gesellschaft zum Thema »Making Crises Visible« treten und eine Ausstellung für das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt erarbeiten, die im Frühjahr 2020 eröffnen wird.

Ziel ist es, die Verfahren und Ergebnisse exemplarischer Forschungsprojekte zu visualisieren und ein Bewusstsein für die nicht nur lähmende, sondern auch aktivierende Kraft einer Krisendiagnose zu schaffen. Im Laufe zweier Semester entwerfen die Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach Plakate, Objekte, Filme und Installationen, über die zu einer eigenen Sprache des Wissenstransfers gefunden werden soll, die klassische Grenzen zwischen Genres und Disziplinen überwindet. 

Die Zwischenpräsentation zur Jahreskonferenz 2018 zeigte erste Ideen in der Entwicklung, die assoziative Einstiege in die Thematik auf ästhetische und emotionale Weise bieten. Diese werden im Folgenden zum Ausgangspunkt für eine intensive künstlerisch-gestalterische Auseinandersetzung mit dem dynamischen Begriff der Krise sowie den konkreten Forschungsprojekten der Leibniz-Institute.

An der Ausstellung in Berlin waren 20 Studierende der HfG Offenbach mit insgesamt 18 Arbeiten beteiligt:

Paul Pape: Only Words
Über unseren Köpfen laufen, unmöglich zu entziffern, angeschnittene Buchstaben über einen Bildschirm. Nur bei aktiver Betätigung eines Schalters wird ein Überblick über den kontinuierlich auf die Betrach­ter_innen zu schwemmenden und nur für den Moment angehaltenen Text möglich. Das Verhältnis zwischen Nähe und Distanz, passiver Beobachtung und aktiv forschendem Blick in unserem Verhältnis zu den Krisen unserer Zeit wird dadurch auf abstrahierter Ebene reflektierbar.

Jamila Hutchinson: tilt and plane
Das Video zeigt Alltagsszenen in den Metropolen London und Paris mit dem Fokus auf Menschen unterschiedlicher kultureller Herkunft. Wir werden zu Beobachter_innen verschiedener (Inter-)Aktionen, wobei der Fluss der Bilder immer wieder durch eingefrorene Stills, wie von einer Störung, unterbrochen wird. Die Kombination aus kurzzeitiger Stillstellung und längeren Einstellungen ohne Schnitt schafft einen Rhythmus, der dynamisch wirkt und nachdenklich stimmt, indem der Blick verschärft auf Details der Bewegungen und Begegnungen fällt.

Ollanski: Paper Food
Der Illustrator und Künstler Ollanski konstruiert aus Papier Lebensmittel und angerichtete Speisen. Inspiriert von dem Panel »Food insecurity, food price developments, and social protest« der Jahreskonferenz wurden Objekte gefertigt, die mit gedruckten Geldscheinimitaten internationaler Währungen beklebt sind. Die Zusammenhänge zwischen der Preisentwicklung von Nahrungsmitteln und sozialen Fragen, den globalen Nähr- und Tauschwerten von Ernährung werden so veranschaulicht.

Sara Nabil: My Worlds
Auf diesen zwei Matratzen träumte Sara Nabil in ihren ersten Unterkünften in Deutschland immer wieder den gleichen Traum – der sich im Laufe der Zeit bis zu ihrer offiziellen Anerkennung als Asylsuchende aus Afghanistan veränderte. Über in die Kopfkissen integrierte Soundquellen können Besucher_innen den Erzählungen der sich wandelnden Träume folgen. Legt man sich auf die Matratze, sind die leisen Stimmen zwischen Furcht und Hoffnung aus der Nähe zu hören.

Felicithas Arndt, Chunhua Chen,Xinyu Chen, Yiying Gao, Wenyuan Gu, Xinyi Guo, Ming Liu, Yao Liu, Cendan Pan, Shikai Tao, Junjian Wang, Tingwei Xing : Offenbach
In den Pflanzbehältern scheinen Vögel zu nisten. Kokons aus Draht, Folien, Zeitungen und Werbeflyern erinnern an den Nestbau in der Tierwelt, der heute immer stärker auf Abfallmaterialien der Zivilisation als leicht verfügbaren Baustoff zurückgreift. Gleichzeitig könnten die Nester als Architekturmodell für eine Stadt der Zukunft aufgefasst werden, in der wir uns Rückzugsorte zwischen Naturnähe und improvisierter Urbanität schaffen. Offen bleibt, welche Art von Sicherheit diese Form des »Cocooning« bieten und welche neue Formen des Sozialen sie hervor­bringen könnte.

Marie Döhn, Laura Hahn, Anna Maxeiner: Time Crime Rhyme
Einprägsame Reime auf Protestschildern lassen im Dreierpack assoziativ Zwischenräume jenseits linearer Gedankenketten und Kausalitäten entstehen. Sie fordern auf, auf ungewöhnliche Weise über Zusammenhänge zwischen vertrackten Problemlagen, persönlichen Einstellungen und politischen Prozessen nachzudenken und sich zu den jeweils nur angedeuteten Aussagen zu positionieren. Während des Kongresses entstehen weitere Schilder, vor Ort bedruckt mit Statements aus gehörten Beiträgen der Referent_innen.

Adrian Baczyk: Orte
Die Malerei kombiniert fotografische Großstadt­fassaden und Wohntürme mit gestischen, halb abstrakten Farbflächen, die von den architektonischen Formen der Häuserblöcke inspiriert sind. Gebrochene Farbnuancen evozieren eine triste Gestimmtheit, vereinzelte helle Partien deuten Lichtschein an und scheinen beinahe darauf zu verweisen, dass auch die grauesten Betongebäude bewohnt bzw. belebt durch Menschen werden.

Victor König, Timon Osche: Plasti(c)nation
Eine Welt verpackt in Plastik, »eingeschweißt« in gleichförmige Oberflächentextur, glatt und abwaschbar. Ein solches Szenario führt uns die Videoarbeit »Plasti(c)nation« vor, in der unterschiedslos alle Gegenstände, vor allem aber der Plastikmüll selbst, mit einem Filter »verpackt« in Plastikhüllen »konserviert« werden. Die – nicht zuletzt auch haptische – Allgegenwärtigkeit von Kunststoffmaterialien wird somit eindrücklich visuell greifbar gemacht.

Yama Rahimi: Flieg, flieg!
Aus Kleidungsstücken, die Geflüchtete von ihrer Reise mitbrachten oder die ihnen von Helfer_innen in ihren Ankunftsländern gegeben wurden, werden Drachen genäht, die somit auch Textilien unterschiedlicher Herkunft, stellvertretend für die Träger_innen der Kleidung, vereinen. Die Drachen sind lose am Boden platziert und verbildlichen, wie das Potenzial eines jeden Ankommenden vom »Wind in den Segeln« abhängt, der ihm oder ihr von ihrer neuen Gemeinschaft im neuen Land mitgegeben wird.

Xia Li: Make Make America Great Again
Ein Satz, der sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat: Lasst uns Amerika wieder groß machen, den Menschen Identität versprechen, im eigenen bewachten Land, das es zu verteidigen gilt – mit Worten und mit Waffen. Auf die Transformation der Worte selbst zu Waffen, die verwunden, verweist Xia Li, 
indem sie »Make America Great Again« in Einzelbuchstaben zerlegt und diese als 3D-gedruckte Bausteine zu Waffen fügt. Die Ausstellung zeigt drei Versionen dieser unleserlich gewordenen Wortgeschosse, präsentiert in Waffenkoffern.

Julia Pol:Flieg, Paloma!
Angelehnt an die schwarzen Silhouetten fliegender Schwalben, die Vögel vor dem Zusammenstoß mit transparenten Fensterscheiben bewahren sollen, zeigen die Fensteraufkleber taumelnde Tauben kurz vor dem bzw. während des Aufpralls und Absturzes aus luftiger Höhe. Die Warnung vor dem Crash, das Sichtbarmachen einer unsichtbaren Fläche, die zur Wand, vor die man rennt, zu geraten droht, wird somit bildhaft zugespitzt zu einer bereits stattgefundenen Kollision, deren Folgen es zu bewältigen gilt.

Tania Felske: Durchschreiten
Wie fühlt sich die Krise an, wenn man sich Schritt für Schritt an sie herantastet? Meist spüren wir schon lange vor einer Krise, dass sie sich anbahnt. Und nach ihrer Überwindung steuern wir oft bereits auf die nächste zu. Die zyklische Wiederkehr verunsichernder Situationen im Persönlichen, Politischen oder Sozialen ist dabei aber gekoppelt an eine immer wieder mögliche Verarbeitung der Krise als einer Herausforderung. In diesem Sinne lädt die Arbeit ein, buchstäblich Krisen zu durchlaufen und auf eigenen Sohlen ungewisses Terrain zu erkunden.

Jana Bleckmann, Leonie Kunkel: ohne Titel
Ein 80 Watt-Megaphon ist an eine Arduino Physical-Computing-Plattform geschlossen, welche mit einem Sensor die Lautstärke misst und eine Pumpe drei Sekunden lang aktiviert. Sobald laut genug in das Megaphon geschrien wird, bläst eine Pumpe einen 1,30 Meter großen Schrei-Emoji auf. Dieser ist angelehnt an Edvard Munchs »Der Schrei«.

Sitha Reis: Krass die Krise
Entsetzen, Ungläubigkeit, Abscheu, Furcht – viele Emotionen sind als Emojis in standardisierte Zeichen überführt. Ist das aber bereits treffender Ausdruck einer komplexen Krise, wie wir sie angesichts dramatischer Entwicklungen in Gesellschaft und Umwelt erfahren? Wie können wir Gelähmtheit, Alarmiertheit und den Drang, zu Handeln, in allgemein verständliche Mimik verpacken? Oder kann sich Krisenhaftes überhaupt nicht in einem einzigen Symbol kristallisieren, sondern muss emotional widersprüchlich bleiben?

Laura Brunner: Kapitalismus der Krise
Im Zentrum der Plakatserie stehen postmarxistisch geprägte Zitate des »Comité Invisible«, einer aktivistischen Gruppe französischer Autor_innen, über die Verbindung von Krisen und Kapitalismus. Die Aussagen scheinen wir von bunten Lichtstrahlen umspielt, zugleich aber auch geradezu in ein Netzwerk aus farbigen Fäden eingespannt. Auch ohne den genauen konkreten politischen Hintergrund einzubeziehen, lassen sich die grafisch miteinander verwobenen Worte zum Ausgangspunkt vielschichtiger Überlegungen über die Bedeutung des Krisenhaften im Lauf der Geschichte und im Heute nehmen.

Yiying Gao, Jun Jian WangYour Documents, please!
Uniformiertes Personal fordert zum Vorzeigen der Dokumente auf. Doch weder Personalausweis, Reisepass oder Führerschein noch die Bestätigungen über die Registration zur Konferenz sind gefragt. Besucher_innen stoßen auf eine scheinbar »adminis­trative« Barriere, die durch ein Stück Papier gekennzeichnet wird, welches man offensichtlich nicht vorzeigen kann. Die Situation wird unangenehm.
Wer seine Dokumente nicht hat, wird jedoch aufgefordert, einen Fragebogen auszufüllen, und erhält damit die (optionale) Chance, das Geschehen aktiv mitzugestalten.

Felix Kosok: Never miss a good crisis
Eine Soundinstallation greift den inflationären, oft rhetorischen Gebrauch des Wortes »Krise« auf spielerische Weise auf. Dadaistisch und lautmalerisch collagiert reihen sich Ausschnitte aus Zitaten von Politiker_innen und weiteren Personen der medialen Öffentlichkeit zum Thema »Krise«, die krisenhaften Zustände betreffen Volksparteien wie Fußballvereine, das Klima wie den Koalitionsvertrag.

Katharina Ermisch, Isabelle Walther: Krisenjenga
Ein Jengaturm aus Holzstäben steht für die wechselseitige Abhängigkeit von Faktoren, die dem gesellschaftlichen Leben Struktur und Stabilität
verleihen. Die Stäbe stehen für individuelle Bedürfnisse und infrastrukturelle Voraussetzungen. Je mehr Stäbe entfernt werden, desto instabiler wird der Turm. Je nachdem, wie behutsam oder vehement die Bewegungen erfolgen, droht das Gebäude früher oder später in sich zusammenzufallen, sofern nicht auch Bemühungen stattfinden, die Architektur neu zu errichten.

Tania Felske: Überall
Die Kühlschranktür geht auf – und überall ist Plastik. Ein Blick aufs Badezimmerbord – es reihen sich die Kunststoffverpackungen. Ein Gang zum Supermarkt – und was man kauft, wird einfoliert. Plastik ist wohl das alltäglichste Material, mit dem wir umgehen, das wir sammeln, um es wegzuwerfen. Plastik­müll zu vermeiden, erscheint als Herkulesaufgabe. Die zusammengenähten Plastikdecken kehren in der Ausstellung mehrfach wieder, wie unliebsame alte Bekannte, und zeigen das Problem in allen Farben der Verpackungswelt.

Jana Bleckmann, Paul PapeSchiedsgericht
Am Verhandlungstisch kommen verschiedene Parteien auf Augenhöhe zusammen – so zumindest das Konzept der Schiedsgerichtsbarkeit im Ideal. Schiedsgerichte können bei Konflikten zwischen zwei Staaten, aber auch zwischen einem Staat und einem Unternehmen oder zwei Unternehmen eingesetzt werden. Ein wichtiges Merkmal der Schiedsgerichtsbarkeit ist die Autonomie der Parteien über die Gestaltung des Verfahrens. Auch wenn diese sich in der Geschichte gewandelt hat, so verfügen die Parteien noch heute über weitgehende Freiheiten, darüber, nach welchen Verfahrensregeln das Verfahren durchgeführt wird, wer als Schiedsrichter_in eingesetzt wird und welches Recht zur Anwendung kommt. Die Modelle illustrieren drei Konstellationen von Schieds­gerichten an konkreten Fällen.

Workshop

»Making Crises Visible«. Workshop am 25. und 26. Oktober 2018 an der HfG Offenbach

27.10.2018

Die Krise ist da. Sie macht sich breit auf unseren Bildschirmen, auf Handyscreens, auf medialen Oberflächen aller Art. Naturkatastrophen, geschädigte Demokratien, diplomatische Fehltritte und Provokationen nehmen verheerende Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft, sie pausieren selten und multiplizieren einander in ihrer Einflussmacht. Schon länger lungert die Krise auch in europäischen Banken und Parlamenten herum.

Krisen wirken verworren, fordern gerade dadurch aber zum Entwirren auf und laden ein, Lösungen zu finden. Eine Krisendiagnose ist kein »Schicksalsurteil«, sondern ruft zur Aktion. Sie kann gemeinschaftsbildend, aber auch spaltend auf die adressierte Gesellschaft wirken.

Die Krise ist da. Wo ist sie eigentlich? Wer macht da mit? Was ist zu tun?

Das interdisziplinäre Ausstellungsprojekt »Making Crises Visible« hat sich zum Ziel gemacht, genauer hinzuschauen. Ein erster Schritt – oder Blick –hin zum Gegenstand und seinen Untersuchungsmethoden wurde am 25. und 26. Oktober 2018 mit einem Workshop an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach getan. Eingeladen waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Leibniz-Institute für Raumbezogene Sozialforschung (IRS), für Troposphärenforschung (TROPOS) und Hessische Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) sowie der Generaldirektor des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt, Volker Mosbrugger. Zwei kuratorische Positionen aus Frankfurter Museen vervollständigten die thematisch diverse Runde.

Die Beiträge von Verena Brinks und Irmgard Zündorf widmeten sich aus geographischer und historischer Perspektive der raumzeitlichen Verbreitung von Krisen im Rahmen ihrer Bewältigung – wie Brinks anhand des Krisenmanagements in der EHEC-Krise aufzeigte –, aber auch hinsichtlich ihrer Begleitung durch mediale Bilder, auch im Rückblick durch die populäre Geschichtsschreibung – wie Zündorf am Beispiel des »Krisenjahrs« 1979 erläuterte.

Honey Alas und Lina Tönisson berichteten von den alarmierenden Ergebnissen ihrer Forschung zur Luftqualität in Manila. Die Verwertung alter Dieselfahrzeuge als beliebte öffentliche Verkehrsmittel, sogenannte »Jeepneys«, habe entscheidenden Anteil an der Verschmutzung, so dass eine Sensibilisierung und Bewegung der Bevölkerung zum Umdenken immer drängender werde.

Welche Rolle staatliche Entscheidungen, aber auch die Akzeptanz und »compliance« gegenüber gemeinsamen Gesetzen und Normen spielen betonten auch Anton Peez mit dem Fokus auf den Elefantenschutz sowie Nicole Deitelhoff mit Blick auf die Zusammenarbeit internationaler Institutionen generell. Ein wichtiges Instrument zur Konfliktlösung, so zeigte sich im Beitrag Stefan Krolls, kann dabei die auch auf internationaler Ebene angewandte Schiedsgerichtsbarkeit bieten.

Wie sich das Erleben von – auch persönlichen – Krisensituationen im Alltag in extremen politischen und religiösen Ansichten einzelner Individuen und Gruppen niederschlagen, war Thema der Präsentation von Hande Abay und Julian Junk. Die Wissenschaftler_innen aus dem Projektverbund PANDORA gaben exemplarisch für den salafistischen Bereich einen Überblick über verschiedene Ausdrucksformen einer Radikalisierung online im Netz.

Den Abschluss der wissenschaftlichen Impulsreferate und zugleich den Auftakt in den zweiten Workshoptag bildete Volker Mosbruggers Vortrag über die Zusammenhänge von Migration und Flucht als Folge einer zunehmend zerstörten und in ihren Ressourcen begrenzten Umwelt im Anthropozän.

In den anschließenden Gesprächsrunden in thematischen Gruppen tauschten sich Forscher_innen und Studierende über ihre persönlichen Interessen und Anliegen aus. Gesprochen wurde über Methoden der Datenerhebung und -auswertung sowie die damit verbundenen Herausforderungen. Gerade die Vermittlung der Ergebnisse an ein breiteres Publikum und insbesondere der Relevanz der Forschungsresultate für unser gegenwärtiges und zukünftiges Miteinander auf der Erde wurde dabei als zentrale Schaltstelle ausgemacht, die jedoch nicht immer komplikationslos funktioniere.

Genau hier setzt die gemeinsame Arbeit für die Ausstellung im Senckenberg Naturmuseum 2020 an: Hier sollen nicht nur die Projekte des Leibniz-Forschungsverbundes »Krisen einer globalisierten Welt«’ anschaulich gemacht, sondern auch ein Bewusstsein für die nicht nur lähmende, sondern auch aktivierende Kraft einer Krisendiagnose geschaffen werden. Die Krise sollte nicht als hoffnungslos voranschreitender Zusammenbruch eines sozialen, ökonomischen oder ökologischen Systems gesehen werden, sondern als Chance zur Transformation in eine bessere Zukunft.

Wichtige Impulse für ein Nachdenken über eine sowohl ästhetische als auch politische Vermittlung von Inhalten, gaben die Kuratorinnen Martina Weinhart (Schirn Kunsthalle Frankfurt) und Mahret Kupka (Museum für Angewandte Kunst Frankfurt), die in ihren Berichten aus der Praxis auf mögliche aktivierende und politisierende Wirkungen von Ausstellungen schauten. Während Mahret Kupka den Ansatz eines Kuratierens als Zuhören und Erzählen von Geschichten entfaltete, in welchem der oder die Kuratierende zu einer Art sensiblen Membran zwischen verschiedenen kulturellen Sphären wird, stand bei Martina Weinhart vor allem die Involvierung der Betrachtenden im Vordergrund.

Krisen in einem Zusammenspiel von Fakten und Imaginationen sinnlich erfahrbar, zugänglich im buchstäblich und übertragenen Sinn zu machen, kann bedeuten, alternative Geschichten zu einem erwarteten Ausgang zu erzählen und Informationen in räumliche Inszenierungen einzubetten, die neue Blickwinkel auf die Sache ermöglichen. Dass dabei im Gestalterischen und Künstlerischen nicht nur reine Illustration, sondern auch Provokation und Spekulation über die Chancen und Risiken einer Krisensituation gefragt sei, betonte zum Abschluss des Workshops Klaus Hesse, der gemeinsam mit Felix Kosok die Seminare zur Erarbeitung der Ausstellung an der HfG Offenbach leitet.